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 Hallo lieber Herr Dietel, wir sind Kushal, Kishan und Sapana aus Nepal

 

Hintergrundinformationen über Kushal, Kishan und Sapana

Sapanas und Kushals Familie gehört der Kaste der Bishwokarma an, einer Handwerkerkaste. Traditionell stellen die Angehörigen dieser Volksgruppe Schmiedewerkzeuge für die Landwirtschaft her. Die Bishwokarma, oder häufig abgekürzt B.K.gehören zu den Dalit, dies sind die “Unberührbaren” im heutigen Nepal. Der Begriff Dalit bezieht sich auf eine Gruppe von Menschen, die religiös, kulturell, sozial, wirtschaftlich und historisch unterdrückt, ausgeschlossen und als unantastbar behandelt werden. Sie leben in unterschiedlichen Regionen, sprechen verschiedene Sprachen und gehören unterschiedlichen Kulturen und Kasten an. Laut der National Dalit Commission (NDC) werden Dalit definiert als „jene Gemeinschaften, die wegen der Diskriminierung und der Unberührbarkeit aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeit am rückständigsten in den Bereichen Soziales, Wirtschaft, Bildung, Politik und Religion sind. Die Dalit sind als niedrigere Kaste innerhalb des geschichteten hinduistischen Kastensystem bekannt, welches vor etwa 300 Jahren entstand. Sie sehen sich im täglichen Leben sehr vielen Formen diskriminierender Praktiken gegenüber, in den ländlichen Regionen deutlich stärker als in den Städten. Beispielsweise ist es Dalit nicht gestattet, die Häuser Angehöriger höherer sogenannter “reiner” Kasten zu betreten, ganz gleich wie gut man sich kennt oder vielleicht sogar befreundet ist, auch unabhängig von der Hierarchie untereinander. Dies hat in erster Linie religiöse und spirituelle Gründe, denn diejenigen glauben, dass die religiöse Unreinheit, die damit in ihr Haus gebracht würde, die Götter erzürnen würde. Diese Denkweise ist aber heutzutage fast ausschließlich nur noch bei älteren Menschen anzutreffen. Die jüngeren Generationen entfernen sich immer weiter von dem hierarchischen Kastendenken. Dabei gehören nach der letzten Volkszählung etwa 14% der Gesamtbevölkerung Nepals den Dalit an. Sie umfassen 21 Kasten. Eine von ihnen sind die Bishwokarma. 

Sapanas und Kushals Familie war schon immer sehr arm. Ihre Eltern hatten große Probleme sich selbst und ihre Kinder zu ernähren. Die Familie besaß ein sehr kleines Stück Land, auf dem sie ein wenig Reis und Kartoffeln anbauten. Dies reichte kaum aus um sie selbst mit Nahrung zu versorgen, geschweige denn als Einkommensquelle. Armut und Hoffnungslosigkeit gipfelten 2013 darin, dass ihre Mutter Kalpana die Familie verließ. Von da an war ihr Vater Dol Kumar auf sich gestellt und musste alleine die beiden Kinder versorgen. Aus diesem Grund heiratete er erneut. Mit Kushals und Sapanas Stiefmutter hat ihr Vater einen gemeinsamen Sohn, ihren kleinen Stiefbruder Kisan. Ihre Stiefmutter litt an einer Nierenerkrankung, deren Behandlung, insbesondere die Dialyse, sich die Familie nicht leisten konnte. Ihr Vater arbeitete als Hilfsarbeiter auf verschiedenen Baustellen in der Region. Damit verdiente er etwa 500 Rupees pro Tag (ca. 3-4 Euro). Dies ist nicht sehr viel, aber es genügte, damit die Familie ausreichend zu essen hatte und die Kinder in die Schule gehen konnten. Für die Untersuchungs- und Behandlungskosten war es aber bei weitem nicht ausreichend. Die medizinische Versorgung ist in Nepal grundsätzlich sehr viel schlechter als in entwickelten Ländern und das Gesundheitssystem gehört zu einem der rückständigsten weltweit. Hinzu kommt, dass es kein geregeltes und wirklich gut funktionierendes Krankenversicherungssystem gibt. Selbst in den wenigen Distrikten, in denen eine staatliche Krankenversicherung verfügbar wäre, können sich viele Menschen diese nicht leisten. Jede Konsultation, jede Untersuchung und jede Behandlung müssen selbst bezahlt werden, was sich bei schwereren Krankheiten schnell zu mehreren Monats- oder sogar Jahresgehältern summieren kann. Ihre Stiefmutter starb 2017 an Nierenversagen aufgrund ihrer im Prinzip nicht therapierten Erkrankung. Kurz nach ihrem Tod ist Dol Kumar spurlos verschwunden. Man weiß nicht, wo er sich aufhält und, ob er überhaupt noch lebt. Seitdem leben die drei Kinder bei ihren Großeltern. Sie haben keine konstante Einkommensquelle und arbeiten auf den Feldern in der Region als Feldarbeiter. Die harte Arbeit wird einerseits sehr schlecht bezahlt (etwa 200 Rupien pro Tag, ca. 1,50 Euro) und ist andererseits nicht immer verfügbar. Insbesondere außerhalb der Saat- oder Erntezeiten gibt es weniger Arbeit und dadurch auch weniger Geld, sodass ein Teil des wenigen auch immer gespart werden muss, um nicht zu verhungern. Aus diesem Grund ist es für sie sehr schwierig den drei Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen. Es fehlt an Schulmaterialien, an Kleidung und auch an medizinischer Versorgung. Der Schulweg ist relativ weit und die Kinder müssen ihn täglich, außer samstags und bei jedem Wetter zurücklegen. Insbesondere im Winter sind Sapana und ihr Bruder Kushal häufig erkältet, weil ihnen warme Kleidung fehlt. Die Schulen sind zudem nicht beheizt. Ihre Schule besitzt keine Elektrizität, d.h. die  Läden der scheibenlosen Fenster werden geöffnet, um Tageslicht hineinzulassen, wodurch dann die Schulen kalt und feucht sind. Während des Monsoon in den Sommermonaten regnet es oft tagelang ununterbrochen. Ohne Regenschutz und Rucksack werden die wertvollen Hefte und Bücher schnell naß und unbrauchbar. Hinzu kommt, dass nach der Grundschule zusätzliche Gebühren für einen Teil des Unterrichts entstehen. Auch wenn die Regierung die Vorgabe macht, dass staatliche Schulen kostenlos sein sollen, versuchen viele Schulen zusätzliche Unterrichtsfächer anzubieten, um ein annähernd vergleichbares Bildungslevel, wie die privaten Schulen zu erlangen. Da allerdings das staatliche Budget der Schulen dafür nicht ausreicht, müssen die Schulen die Kosten über Gebühren für diese Fächer decken, die sich wiederum viele Familien leisten können. Das führt zu einer weniger bekannten zweiten Ebene der Diskriminierung innerhalb des staatlichen Bildungssystems, neben der offensichtlichen zwischen privaten und staatlichen Schulen. Kinder wie Kushal und Sapana haben unter diesen Bedingungen keine Chance auf einen Schulabschluss und der Druck durch die Armut und den Hunger ist groß, weshalb die Zahl der arbeitenden Kinder in Nepal, trotz des offiziellen Verbots, so hoch ist. Kinder und Jugendliche sind natürlich ungelernte Arbeitskräfte und arbeiten deshalb meist auf den Feldern, auf Baustellen, als Geldeinsammler in Bussen oder als Tellerwäscher. Die Diskriminierung aufgrund der Kaste und der Armut ist aber signifikant stärker ausgeprägt als die, aufgrund des Geschlechtes. Gemeinsam mit den Pateneltern leisten wir einen wirkungsvollen Beitrag, um dies bereits in den Schulen zu verändern. Dafür ist eine der Voraussetzungen, dass Kinder einigermaßen vergleichbare Bedingungen haben und nicht von Beginn an aufgrund ihrer Armut benachteiligt sind und der frühzeitige Schulabbruch vorprogrammiert ist.

Lieber Herr Dietel, Ihre Patenschaft, wird das Leben von Kushal und Sapana von nun an spürbar verändern. Wir sind unglaublich froh und vermutlich ist es das erste mal in ihrem Leben, dass es das Schicksal gut mit ihnen meint. Sie werden zukünftig regelmäßig die Schule besuchen können und ausreichend zu essen haben. Darüber hinaus erhalten sie eine Krankenversicherung, die Untersuchungen und Behandlungen (inkl. Medikamente) abdeckt, sowie eine intensive und vor allem eine individuelle Betreuung innerhalb ihres eigenen familiären Umfeldes. Die Betreuung der Kinder und Familien hat eine sehr große Bedeutung. Es genügt unserer Auffassung nach nicht alleine die materiellen Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung oder für den Schulbesuch zu schaffen. Wenn mit Hilfe einer Patenschaft die Entwicklung wirksam und wirklich nachhaltig gefördert werden soll, sollte die Patenschaft in ein gesamtheitliches Konzept eingebettet sein. Unser Kinderschutz- und Entwicklungsnetzwerk, in dem das Kind im Zentrum steht, bezieht das direkte und erweiterte Umfeld in den Entwicklungsprozess mit ein. Dabei geht es um den Schutz der Kinder vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung einerseits. Ebenso um die Schaffung sozialer und ökonomischer Entwicklungschancen für das Kind und dessen direktes Umfeld. Dadurch werden auch Abhängigkeiten wie durch eine Patenschaft auf ein Minimum reduziert. Darin einbezogen sein sollte aber auch das erweiterte Umfeld, also die Community in der das Kind lebt, beispielsweise die Dorfgemeinschaft.

Hinsichtlich des Kinderschutzes geht es vor allem um Aufklärung, Prävention und Observation, den Schutz vor körperlicher und emotionaler Misshandlung, um eine gewaltlose Erziehung zuhause und in den Schulen, den Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung ohne Diskriminierung aufgrund von Armut oder der ethnischen Zugehörigkeit, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Schulung und Fortbildung aller unserer Mitarbeiter vor Ort in Nepal aber auch in Deutschland ist eine grundlegende Voraussetzung. Ebenso die Aufklärung der Menschen im Umfeld der Kinder. In erster Linie der Eltern, aber auch der Lehrer, Dorfbewohner und Regierungsvertreter. Notwendig sind auch festgelegte Strategien zur Überwachung, Mitteilung, Evaluation und Intervention, in Anpassung an den kulturellen Rahmen und die individuellen Gegebenheiten vor Ort.

Dieses multimodale Konzept ist nicht nur von grundlegender Bedeutung für alle Aspekte der Entwicklung der Kinder. Es schaftt darüber hinaus die notwendigen Rahmenbedingungen, damit eine Patenschaft zum Erfolg werden kann. Zudem ist es Teil unserer Gesamtstrategie der Entwicklungsförderung. In Tanahun leben sehr viele Menschen in großer Armut. Die Möglichkeiten der ökologischen Landwirtschaft beispielsweise eignen sich hier besonders gut, um die Wirtschaftskraft und die Unabhängigkeit der Menschen von Entwicklungsförderung zu stärken. Wir möchten auch Ihnen als Pateneltern in dieser Region zukünftig stärker die Möglichkeit geben sich hierbei aktiv zu beteiligen, wenn Sie dies möchten.

Koordiniert und kontrolliert wird dies einerseits natürlich durch Kushals und Sapanas Betreuerin vor Ort, Bindu Pariyar und ihren Betreuer Khem Bahadur Nepali im täglichen Kontakt mit den Kindern. Darin einbezogen ist ebenfalls die für den Distrikt Tanahun zuständige Mitarbeiterin in unserem Büro in Nepal, Maya Gurung. Insbesondere auch das Team unseres Kinderschutz- und Entwicklungsnetzwerks, bestehend aus Mitarbeitern in Deutschland und Nepal, sowie eine Task Force (Case Management), die die Aufgabe hat sich beispielsweise gesundheitlicher oder schulischer Probleme anzunehmen. Im Rahmen der Entwicklungsprojekte ist unser Projekt-Management Team ebenfalls involviert. Durch diese intensive, individuelle Betreuung und Förderung bewirkt die Patenschaft weit mehr, als allein die dringend notwendige materielle Unterstützung.

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Betreuer des Patenkindes

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Bindu Pariyar
Sub-District Manager, Sukhlagandaki, Distrikt Tanahun;
Bindu lebt selbst in der Region, in der sie die Patenkinder betreut. Sie konnte nun Anfang 2021 ihren Schulabschluss machen und möchte sich insbesondere im Bereich der Sozialwissenschaften weiterbilden. Besonders am Herzen liegt ihr die Bildung der kinder, das sie...
Betreuung Patenkinder, Projektkoordination
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Khem Bahadur Nepali
District Manager, District Tanahun; Betreuung Patenkinder
Khem lebt selbst in der Region, in der er die Patenkinder betreut. Er hat bereits im Ausland gearbeitet, spricht gut Englisch und hat einen guten Bildungsstand. Er lebt nun mit seiner Frau und seinen 4 Kindern in Shuklagandaki. Er arbeitet...
Tel: +9779813413689

 

Wie bewerten Sie die Arbeit von Khem mit Ihrem Patenkind ?

Unsere Betreuer für die Patenkinder arbeiten alle praktisch ehrenamtlich. Sie haben alle eines gemeinsam: sie sind jung, sozial engagiert und kommen selbst aus armen Verhältnissen. Wie Khem Manisha haben einige auch schon eine Familie und Kinder. Sie bekommen ein kleines Gehalt, welches aber für nepalesische Verhältnisse ausreicht, um davon leben zu können. Dieses Geld kommt aus einem Spendenpool des Vorstandes und ist gemessen am Arbeitsaufwand sehr wenig. Besonders in den Bergregionen des Himalayas sind die Wege zu den Kindern weit und mühsam. Um die Patenkinder zu sehen sind die Betreuer, wie Khem, Manisha und Beni Maya fast täglich mehrere Stunden unterwegs, meist zu Fuß. Hinzu kommen besondere Anlässe wie Geburtstage, der Einkauf der benötigten Dinge am Monatsanfang oder die noch intensivere Betreuung, wenn ein Patenkind beispielsweise erkrankt ist. Auch muss er für die Kinder/die Familien immer erreichbar sein.

Wir haben uns daher überlegt, dass wir das Patenportal auch nutzen wollen, um den Pateneltern die Möglichkeit zu geben, den Betreuern Wertschätzung ihrer Arbeit auszudrücken, in Form einer kleinen, einmaligen finanziellen Unterstützung. Es wäre für sie natürlich eine ganz besondere Anerkennung, ihre Arbeit für die Kinder in dem Wissen zu tun, dass diese von den Pateneltern in Deutschland positiv wahrgenommen wird. Es besteht dabei aber absolut keine Erwartungshaltung, denn sie machen diese Arbeit nicht des Geldes wegen und wissen bislang auch gar nichts von dieser neuen Idee.

Möchten Sie Khem ein kleines Dankeschön zukommen lassen ? Dann haben Sie hier die Möglichkeit dazu:

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